Die Gottlieb-Daimler-Gedächtnisstätte

Die Gottlieb-Daimler-Gedächtnisstätte befindet sich in einem ehemaligen Gewächshaus, das von Gottlieb Daimler (1834 - 1900) und Wilhelm Maybach zu einer Werkstatt umgebaut wurde. Hier verwirklichten sie ihre Vision von der individuellen Mobilität durch einen transportablen Universalantrieb für Fahrzeuge zu Lande, zu Wasser und in der Luft.

Daimler stammt aus Schorndorf, wo seine Vorfahren eine kleine Bäckerei und Weinstube betrieben. Aus persönlichem Interesse erlernte er den Maschinenbau, anfangs als einfacher Fabrikarbeiter, dann am Polytechnikum in Stuttgart. Die Lehrjahre führten Daimler häufig ins Ausland, nach Paris, nach London, Manchester und Leeds. Bezüglich der Anlage von Fabriken und der Organisation von Produktionsprozessen erwarb er sich dabei ein überlegenes Wissen.

Seine erste leitende Stelle trat Daimler in der Maschinenfabrik des Bruderhauses Reutlingen an (1863), einer gemeinnützigen Stiftung für verwaiste Jugendliche. Hier lernte er den jungen, glänzend begabten Wilhelm Maybach kennen, der als König der Konstrukteure in die Geschichte einging. Zwischen beiden entwickelte sich eine lebenslange, kongeniale Zusammenarbeit. Daimlers Lebenswerk ist ohne Wilhelm Maybach undenkbar.

Nach einer Anstellung bei der Maschinenbau-Gesellschaft in Karlsruhe waren Daimler und Maybach 1872 in der Gasmotorenfabrik Deutz tätig. Sie zogen sich 1882 nach Meinungsverschiedenheiten in der Gasmotoren-Fabrik von Deutz zurück. Im gleichen Jahr erwirbt Daimler seine Villa in der Taubenheimstraße in Cannstatt.

Das zu einer Werkstatt umgebaute Gartenhaus mit Werkzeugbank und Schmiede wird das Refugium der beiden Ingenieure. Hier entsteht der leichte, schnelllaufende Benzinmotor, der die Welt bewegen wird. Daimler und Maybach arbeiten Tag und Nacht unter strengster Geheimhaltung. Selbst die Familie und die Hausangestellten wissen nicht, was im Gartenhaus vor sich geht. Der misstrauische Gärtner holt die Polizei, weil er glaubt, im Gartenhaus befände sich eine Falschmünzerwerkstatt. Die Überraschung ist groß, als die Polizei zu nächtlicher Stunde statt einer Münzpresse nur Werkzeuge und Motorteile findet. Daimler und Maybach konnten fortan ihr Werk unbehelligt fortsetzen. Dies geschah gleichzeitig mit Karl Benz, der gleichzeitig im nur 130 km entfernt liegenden Mannheim an seinem Patent-Motorwagen arbeitete. Beide wussten nichts voneinander.

1885 lief dieser erste brauchbare Fahrzeugmotor, ein stehender Einzylinder Viertakter mit offener Glührohrzündung, Kurvennutensteuerung und Schwimmervergaser, die sogenannte "Standuhr". Er leistete 1 PS bei 650/min. Schon im November 1885 hatte Adolf, Gottlieb Daimlers jüngster Sohn, mit dem "Reitrad" - dem ersten Motorrad der Welt - die drei Kilometer lange Strecke zwischen Cannstatt und Untertürkheim problemlos zurückgelegt.

Im Sommer 1886 bauen Daimler und Maybach den Motor in eine Kutsche ein, womit sie erfolgreiche Fahrversuche zwischen Esslingen und Cannstatt durchführen. Gleichzeitig kommt der Motor auch im ersten Motorboot der Welt, der "Neckar", zum Einsatz. Das Gartenhaus wird jetzt schnell zu eng. Im Juli 1887 bezieht Daimler ein Fabrikgebäude am Seelberg. Zu dieser Zeit treibt der Motor Draisinen und Lokomotiven, Feuerspritzen, Straßen- und Ausstellungsbahnen (1887/88) an. Dann sogar ein Luftschiff, das sich 1888 von Daimlers Fabrikhof erhob und damit die Geschichte der lenkbaren Luftschifffahrt in Deutschland eröffnete.

Da Leistung und Kühlung der ersten Motoren noch unvollkommen waren, schuf Maybach im Auftrage Daimlers in rascher Folge den ersten Zweizylinder-V-Motor (1889), den ersten Vierzylinder-Reihenmotor, das Vorbild aller heutigen Reihenmotoren (1890), das erste Zahnradgetriebe der Automobilgeschichte (1889), die Wasserkühlung (1890) und den Vergaser (1893), auch erste konstruktiv eigenständige Automobile wie den Stahlradwagen (1889) und den ersten Lastwagen (1896). Sie stehen - mit den ersten Benz-Fahrzeugen - am Anfang der Produktion der Daimler-Benz AG.

Daimler selbst widmete sich finanziellen und unternehmerischen Aufgaben, der Gründung der Daimler-Motoren-Gesellschaft (1890) und der Anknüpfung internationaler Geschäftsbeziehungen. Die Anfänge der französischen (Panhard, Levassor, Peugeot, 1890) und der britischen Automobilindustrie (Daimler Coventry 1896) basieren auf Lizenzen für Daimler-Motoren. In den USA wurden die ersten Motoren nach Daimler-Lizenz in Hartford/ Connecticut gebaut (1891); gleichzeitig bot Steinway/New York über einen Katalog und eine Ausstellung Daimlers Produkte auf dem ganzen Kontinent an.

Als Vater des Automobils hoch geehrt, starb er am 6. März 1900 in Bad Cannstatt.

Daimler hatte eine Vorliebe für Türme und Höhlen, weshalb er im Kurpark einen Aussichtsturm errichten ließ. Er war auch am Bau des Burgholzhofturmes maßgeblich beteiligt.

Die Gedächtnisstätte ist einfach zu finden:

Adresse: Taubenheimstraße 13, 70372 S-Bad Cannstatt

Mit dem Auto: Aus allen Richtungen dem Wegweiser Stuttgart-Bad Cannstatt, dann der Beschilderung "Kurpark" folgen. Die Gottlieb-Daimler-Gedächtnisstätte befindet sich an der südlichen Grenze des Kurparks. Parkmöglichkeiten sind vorhanden.

Auf der Schiene: S-Bahn-Linien führen bis zum Bahnhof Bad Cannstatt, die Straßenbahn-Linie 2 führt direkt zur Haltestelle "Kursaal" in der Teinacher Straße. Von da sind es noch etwa drei Minuten zu Fuß bis zur Gedächtnisstätte.

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag 13–17 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertage 11–17 Uhr

Eintritt frei.

Telefon: +49 (0) 7 11/17 30 000
Mehr über die Gottlieb-Daimler-Gedächtnisstätte und auch das Mercedes-Benz-Museum in Bad Cannstatt finden Sie unter https://www.daimler.com/konzern/tradition/geschichte/1886-1920.html

Die Gedächtnisstätte

Taubenheimstraße 13, 70372 S-Bad Cannstatt

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag 13–17 Uhr
Samstag und Sonntag 11–17 Uhr

Eintritt frei. Weitere Infos

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